Montag, 2. November 2015

Vermessungsgeschichte 15: Düstere Neuzeit

Peter Chasseaud erklärt, wie der erste Weltkrieg von Karten bestimmt war: mapping the first world 
Wir sehen Karten der Frontverläufe und militärischen Operationen.

Auch der zweite Weltkrieg bediente sich der Vermessungstechniken, so auch in der Rassenkunde:
Sally 'Josef' Perel erzählt von der 'Vermessung durch den Rassekundelehrer'. Wir wissen nachher genau, wie der perfekte Arier aussehen sollte, wie Sally zu seiner ersten Jugendliebe kam, und der Jude 'Josef' gemäss Schädelmasse ein klassischer Typ eines Ariers der ostbaltischen Rasse wurde.

Fabian Hirt geht als Mathematikstudent in einem Seminar an der Uni Potsdam der Frage nach, wie der Nationalsozialismus die Menschen vermass: schon Immanuel Kant wusste die Höherwertigkeit der weissen Rasse zu vertreten. Nachdem im 19. Jahrhundert die Rasenkunde theoretische Vorarbeit geleistet hatte, kam es im 20. Jahrhundert zu rassischen Verfolgungen mittels Fortpflanzungsverboten und Sterilisation. Hitler übersah dann Kants kategorischen Imperative und der Gesichtsindex fand sich als Berechnungsaufgabe selbst in Schulbüchern wieder.
Erklärung des Gesichtsindex bei Fabian Hirt
In Auschwitz kam es zu Exzessen der Vermessung: aus der Erfassung jüdischer Schädel entstand eine Skelettsammlung. 115 Insassen Auschwitzs wurden dazu missbraucht. Tietjen versucht sich schliesslich an einer Mathematikdidaktik, welche den arischen Geist als raumschauend, also geometrisch, vermutet. Insofern sollte auch Kartenlesen innerhalb der Hitlerjugend gelehrt werden.

Der rassischen Rermessung hatte sich schon früh der jüdische Physiker und Anthropologe Maurice Fishberg entgegengestellt, der den Mythos der Judennase durch Vermessung überwinden wollte und aufzeigte, dass markant mehr Bayern krumme Nasen haben als Juden.

Auch die Amerikaner versuchten der Lage durch Mapping Herr zu werden und suchten Navigatoren in Mapping the Action!

Kann Krieg in Karten dargestellt werden? Mit offenen Karten geht dieser Frage nach, warum ein Krieg mit unter 1000 Toten je nach Konfliktbarometer nicht auf Kriegskarten erscheint, oder ob sich Frieden kartografieren lässt: der Global Peace Index versucht dies und bewertet 144 von 197 Länder, wobei Neuseeland, Dämeark und Norwegen die Friedlichkeitsrangliste anführen.  Der Sudan, Israel und Somalia hingegen sind die Bösewichte. Am Schluss wird die Wirkung von Rating-Karten aufgezeigt.



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